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Verhaltensregeln auf Klettersteigen – Ausführlich erklärt

von Tom | Aktualisiert am 26. Februar 2023 | Lesezeit 5 Minuten

Ein Klettersteig ist für alle da. Leider sehen das nicht alle Sportbegeisterten so. Nicht selten trifft man auf einige Sportsfreunde, die sich auf einer Via Ferrata ordentlich daneben benehmen. Du gehörst hoffentlich nicht dazu.

Damit du stets mit gutem Beispiel vorangehst, möchte ich dir in diesem Beitrag einige Verhaltensregeln erklären, die zu deiner eigenen Sicherheit, aber auch für die Sicherheit anderer Kletterer von höchster Bedeutung sind. Diese elementaren Klettersteig Regeln solltest du unbedingt beachten.

Du erfährst, warum man einen Klettersteig nicht rückwärts begehen sollte, wie man sich bei Dränglern am besten verhält, warum klare Kommunikation auf dem Steig sehr wichtig ist, was bei Steinschlag zu tun ist und noch vieles mehr.

Rückwärts auf einem Klettersteig unterwegs? Bitte nicht!

Obwohl es ein Unding ist, einen Klettersteig bergab zu steigen, wird es besonders von „Lokalmatadoren“ immer mal wieder gemacht, um „rechtzeitig zum Nachmittagskaffee“ wieder unten zu sein.

Verhaltensregeln auf Klettersteigen Stop - Kein Abstieg Schild

Dies ist nicht nur gefährlich, sondern auch rücksichtslos gegenüber normalen Klettersteiggehern, die auf Klettersteigen bergauf unterwegs sind. Verbotsschilder gibt es zwar, doch diese werden einfach ignoriert.

Hier gilt dann die Regel: „Bergauf hat immer Vorfahrt“ sowie gegebenenfalls ein bestimmter aber freundlicher Hinweis auf das Fehlverhalten.

Wie verhalte ich mich bei Dränglern auf Klettersteigen?

Auf Drängler von hinten (ähnlich wie im Straßenverkehr) solltest du an schwierigen Passagen keine Rücksicht nehmen. Cool bleiben und nicht verleiten lassen, dass du deinen sicheren Tritt verlässt, nur um diese überholen zu lassen. Deine eigene Sicherheit geht immer vor.

An breiten Stellen, wo du einen sicheren Stand hast – und nur dann – kannst du diese dann überholen lassen. Bleibe aber bitte zu jeder Zeit mit beiden Karabinern am Stahlseil eingehängt. Überholer werden dies akzeptieren und werden dann um dich greifen um ihr Set wieder einzuhängen.

Manche sind auch komplett ungesichert – alles schon erlebt. Meistens von oben beschriebenen „Lokalmatadoren“, die ihre persönliche Bestzeit immer wieder zu unterbieten versuchen. Diese Leute solltest du dir aber keinesfalls als Vorbild nehmen.

Klare Kommunikation auf dem Klettersteig

Wichtig für die eigene Sicherheit auf Klettersteigen ist auch eine klare Kommunikation mit anderen Kletterern. Beim Überholen sollte man sich verständigen, wie und vor allem wo man überholt. Dabei ist klar, dass Überholen immer mit einem Risiko verbunden ist.

Deswegen sollte das Überholen und Überholtwerden nur an besonders breiten Stellen erfolgen. Wenn es einem zu riskant ist, dass ein anderer hinter einem vorbeisteigt, sollte man dies auch kundtun.

Hierbei reicht eine freundlicher Hinweis, dass bitte in diesem Augenblick nicht überholt werden soll, weil man sich dabei nicht wohl fühlt. Fast immer wird das auch anstandslos hingenommen. Mich haben auf Klettersteigen schon viele überholt, doch alle waren immer freundlich und geduldig.

Nur einmal ist es vorgekommen, dass ich auf einem Klettersteig rücksichtslos ziemlich unangenehm auf einem Steilstück von hinten bedrängt und fast beschimpft wurde. Ein „Lokalmatador“, der anscheinend mit der Stoppuhr unterwegs war…

Vor Steinschlag warnen

Zur Kommunikation und Regeln zum Verhalten auf einem Klettersteig gehört auch die Pflicht vor herabfallenden Steinen zu warnen, wenn man zum Beispiel unabsichtlich einen Steinschlag ausgelöst hat. Hierbei reicht ein lauter Ruf: „Achtung Stein!“ vollkommen aus.

Man sollte auch rufen, wenn es nur kleine Kieselsteine sind. Selbst ein kleiner Kieselstein kann bei großer Fallhöhe schon erheblichen Schaden anrichten. Ins Gesicht bekommen möchte man solche Steine lieber nicht.

Ich war selbst schon einmal dankbar, als ein kleiner Steinschlag vom Vordermann ausgelöst worden war und ich und mein Kumpel von diesem gewarnt wurde. Instinktiv pressten wir unsere Köpfe gegen die Felswand, und die Kieselsteine flogen über uns hinweg. Kleinere Steinchen prasselten am Helm ab.

Langsame Klettersteiggeher respektieren

Besonders bei stark frequentierten, beliebten Klettersteigen mit entsprechend großem Andrang ist eine gegenseitige Rücksichtnahme besonders wichtig. Hier ist es auch gut möglich, dass nicht nur Profis unterwegs sind, sondern auch etwas langsamere Zeitgenossen. Sehr oft trifft man auch Familien mit ihren Kindern auf dem Steig an. Hier gilt es dann Geduld zu haben.

Wenn du selber (als Fortgeschrittener) mal in eine Situation kommst, wo der Vordermann „nur schwer vorwärtskommt“, solltest du dir auch lieber Kommentare über dessen mangelnde Kletterfertigkeiten verkneifen und stattdessen lieber Hilfestellung geben.

Abstand einhalten

Die Klettersteiganlage ist in Sicherungssegmente (= Seilstück zwischen zwei Felsverankerungen) unterteilt. Hier sollte sich als Standardregel auf Klettersteigen immer nur ein einziger Kletterer bewegen. In steilen Klettersteigpassagen sollte zwischen zwei Kletterern zudem ein Sicherungssegment immer frei bleiben.

Die Begründung liegt darin, dass ein stürzender Klettersteigler unter Umständen bis unter die Verankerung fallen kann. Hier sollte man dann besser nicht in den Startlöchern wartend stehen. Verletzungen oder gar ein eigener Sturz wären vorprogrammiert.

Diese wichtige Regel wird in der Praxis auf Klettersteigen leider nicht immer umgesetzt. Man sollte sich in solchen Fällen aber auch nicht scheuen, die nachfolgende „übereifrige“ Person darauf hinzuweisen, dass sie bitte zur eigenen Sicherheit Abstand halten soll.

An überfüllten Klettersteigen kann es ebenfalls schwierig sein, diese sinnvollen Abstände einzuhalten, da man hier meist von anderen Klettersteiglern ähnlich wie im Straßenverkehr bedrängt wird.

Stau am Klettersteig

Auch wenn das selten vorkommt, an schönen Tagen am Wochenende und bei besonders beliebten Klettersteigen kann es durchaus sein, dass man in einen Stau gerät. Selbst wenn es schwer fällt, gilt es hierbei dann cool zu bleiben und ruhig und gelassen zu warten (versuchen den Sicherheitsabstand einzuhalten). Die Bandschlinge mit Rastkarabiner kann hier sehr gut eingesetzt werden.

Verhaltensregeln auf Klettersteigen Stau

Stau an der Alpspitzferrata im oberen Teil. Das Wetter war einfach zu gut 😉

In der Gruppe unterwegs auf Klettersteigen

Ist man mit einer Gruppe auf Klettersteigen unterwegs, spielt die Gruppendynamik eine sehr große Rolle. Das ist umso stärker ausgeprägt, wenn unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Klettererfahrungen aufeinandertreffen.

Hierbei sollte man besonders auf weniger Erfahrene und Leistungsschwächere achten und ihnen bei schwierigen Stellen Hilfestellung geben und mental unterstützen. Auch sollten Bedenken der Schwächeren ernst genommen werden und auf Schwächezeichen geachtet werden.

Das ist wichtig, um frühzeitig reagieren zu können. Man kann in so einem Fall eine Pause einberufen oder zur Sicherheit die weniger Erfahrenen nachsichern. Ein Nachsicherungsset wie das Edelrid Belay Kit II ist hier von Vorteil. Auf die Schwächeren sollte man auch keinen Druck ausüben, um nicht noch das Sturzrisiko unnötig zu erhöhen.

Ein gründlicher Partnercheck vorab und eine saubere Sicherungstechnik ist bis zum Ende des Steigs unerlässlich. Es ist auch ratsam, nach Pausen den Partnercheck zu wiederholen. Auch in der Gruppe gilt eine klare Kommunikation als oberstes Gebot beim Klettersteigen.

Pausen machen und angepasstes Tempo beim Klettern

Sehr wichtig für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sind auch Pausen. Es sollte immer bedacht werden, dass die zur Verfügung stehende Kraft auch noch für den Abstieg reicht. Daher ist es ratsam, auf einem schwierigen Klettersteig öfters Pausen zu machen, bei denen man etwas trinkt oder auch isst.

Kritische Situationen oder gar ein Sturz sind leider oft auf Erschöpfung zurückzuführen, die bei ausreichenden Pausen vermeidbar gewesen wären.

Weiterhin ist auch das Tempo auf Klettersteigen auf keinen Fall zu schnell zu wählen. Eher etwas langsamer und konzentriert – damit kommt man viel besser ans Ziel. Wenn man erstmal müde ist, ist es schwer sich noch davon zu erholen. Sind jedoch genügend Leistungsreserven vorhanden, ist nicht nur der Spaßfaktor höher, sondern auch die Gesamtsicherheit.

Die Regeln zum Verhalten auf Klettersteigen lassen sich sehr gut in einem Satz zusammenfassen.

Auf Klettersteigen ist man  „gemeinsam unterwegs und nicht gegeneinander“.

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